“Dragon Tattoo” ein Song von Fatima Al Qadiri, für mich die musikalische Überraschung im Mai 23, ich habe sie in der fantastischen Ausstellung “Broken Music, vol. 2”, im Hamburger Bahnhof, entdeckt “Dragon Tattoo” beschäftigt sich inhaltlich mit dem konstruktiven als auch destruktiven Potential von Sprache; dies kann als Warnung vor der Macht der Sprache verstanden werden. In der Ausstellung wurden Schallplatten ausgestellt, eine Reminiszenz an Haptik und analoge Sinnlichkeit. Die Frage die ich mir das Jahr über oft gestellt habe: über die Zukunft des Buches, der Handschrift überhaupt von meinem Tätigkeitsfeld als Buchgestalterin und Verlegerin.
Das Gespräch habe ich auch mit Yvette Kießling auf Sansibar intensiv geführt: die Zukunft des Buches: für uns ist sie sicher, weil der Mensch ein sinnliches Wesen ist und bleibt, gerade auch weil Digitalität zu einer Entkörperung führt.
Stark: Yvette Kießling: mit “Kuthamini” das dritte Buch in unserem Verlag, dass wir zusammen gestaltet und publiziert haben. Es setzt sich inhaltlich auf andere Art mit dieser Frage der Macht von Sprache auseinander: der Text “Landschaft postkolonial” von Christoph Türcke wurde von Christiane Salalah in Swahili übersetzt, die Begegnung mit ihr zur Ausstellungseröffnung “Growing Secrets” von Yvette Kießling im Dezember in Sansibar war bleibend für mich und ist immer noch nachhaltig wirksam in mir: wie sie sich mit glasklarer Überzeugung für die Verbreitung des Swaheli als nationale und internationale Sprache, z.B. als offzielle Sprache an weiterführenden Schulen. Sie tut das als Direktorin ihres eigenen Instituts: HeBu Hekima na Busara in Sansibar. Sprache verbindet, über Kontintente. Mit eine Buch kann man arbeiten, es vorlegen, in der Hand halten, Themen und Inhalte veröffentlichen. Es bleibt real, haptisch, und verschwindet nicht nach dem nächsten Swipe.
Für Christiane Salalah war die Essenz zum Thema der Aneingung der letzte Absatz aus Christoph Türckes Text: “Kufikiri hivyo ni kifo cha usanii. Unaweza kujihusisha na mambo mageni kwa kuyavuruga au kwa kuyaheshimu. Bila kujishughulisha na mambo mageni maisha hayaendi. Kuchukua mambo mageni si vibaya inategemea unayachukua namna gani. / Dass man sich Fremdes auf verschiedene Weise zu eigen machen kann – gewalttätig, oberflächlich, fragmentarisch, hingebungsvoll –, ändert nichts daran, dass ohne Aneignung von Fremdem kein Leben ist. Nicht appropriation als solche ist falsch. Es kommt auf das Wie an. / That the foreign may be acquired in various ways—brutally, shallowly, fragmentarily, reverentially—changes nothing about the simple fact that in the absence of such acquisition of the foreign, no life exists. It is not “appropriation” as such that is wrong. What matters is the how.” (Christoph Türcke, Yvette Kießling: Kuthamini / Hinwendung / Devotion, S.30–35)
Asante Sana.
“Braun war während der deutschen Kolonialherrschaft in Ostafrika (1904 –1920) leitender Botaniker in dem riesigen Naturpark, den die Deutschen auf dem besonders fruchtbaren Usambara-Hochplateau bei dem Dörfchen Amani angelegt hatten. Sie wollten ihn zum größten Botanischen Garten der Welt ausbauen. Er sollte ähnlich ambitionierte Projekte der Niederländer und Engländer übertreffen und Amanis Flora optimalem wirtschaftlichem Gebrauch für Deutschland zuführen. Braun erstellte eine umfassende Sammlung von allem, was ihm in dieser Zeit an Pflanzen, Mineralien, alltäglichen Gebrauchsgegenständen, Werkzeugen, Waffen in die Hände kam – insgesamt etwa 600 Objekte –, nahm sie bei seiner Rückkehr nach Deutschland mit, wurde dort Leiter der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Stade und vermachte sie dieser Stadt 1934 bei seinem übertritt in den Ruhestand. Die Sammlung geriet auf besagten Dachboden und wurde dort „vergessen“. (Christop Türcke, S.31)”