Nora Mona Bach, ein Name wie ein Gedicht: Mondhelle Nacht auf einer Wiese, ein Bach rauscht. Ich arbeite mit Synästhesie, schöne Namen sind wirksam, ein Cover wie ein Edelstein, mit goldglänzender Prägung, mit Druck in altrosafarbenes Bezugsmaterial geprägt; Haptik, das Gefühl, wenn die Fingerkuppen über die Oberfläche streichen, es enstehen dabei Mikrovibrationen (Martin Grunwald: Homo hapticus. Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können, Droemer Verlag). Das Kapital am Kopfschnitt ist altgold, Kapital in gold. Kunst ist Kapital.
Kunst schafft Verbindung und Vernetzung und wenn sie gut ist: dann schöpft sich aus den Impulsen, die nach Innen dringen können: NEUES. Resonanz-Arbeit die in einem Raum der eigenen Warnehmung entstehen kann.
Am 9.6. endet die Ausstellung von Nora Mona Bach in der Burg Galerie Halle, ich freue mich auf so vielen Ebenen. Blitze, Donner, Stille: RESONANZ. Dr. Jule Reuter bezeichnete in unserem Gespräch über Publikationsprozesse das Format einer Ausstellung als „Medium“ – The Medium is the Massage* (Marshall McLuhan): Kuratieren als Medium (Dr. Jule Reuter), Grafik-Design / Buchgestaltung / Verlegen durfte ich (MMKoehn), alle das sind „Medien,“ die über einen „Widerstand“ im „Verkörperungsprozess“ entstehen, in dem Raum des eigenen Geistes, von mir als Gestalterin, im Dialog mit Nora Mona Bach konstruktiv weiterentwickelt, um dann durch Verarbeitung der Impulse Neues zu erschaffen. „Was als Widerstand erscheint, ist die Voraussetzung des Gelingens.“ (Thomas Fuchs, in seiner Forschung nach dem Sinn der „Leiblichkeit“ in: Verteidigung des Menschen, Grundfragen einer verkörperten Anthropologie, Suhrkamp Verlag 2020)
*) Marshall McLuhan: The Medium is the Massage – dieser fantastische Titel ging auf einen Satzfehler zurück, den McLuhan beibehielt. Ich verknüpfe das mit mit der Lektüre von „Didier Anzieu: Das Haut-Ich“, Suhrkamp Verlag, wo es um die Entwickung des Denkens durch Berührung geht.
Nora Mona Bach, Preisträgerin des Kunstpreises Sachsen-Anhalt 2024, verliehen im November 2024 im Kunstmuseum Morotzburg Halle. Die Arbeit am Buch begann im Jahre 2022 mit einer Anfrage im Verlag und der Fokus verdichtete sich nach und nach in einer Körperlichkeit des Buches, mit Texten von Kristina Bake, Ines Janet Engelmann, Jan-Philipp Fruehsorge, gefördert von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt.
Es geht um Inhalt und den passenden „Behälter“, einen Container, Containment. Wie beim Lesen eines Buches, wo durch die Netzhaut des Auges, Impulse in das Hirn aufgenommen werden, dort mit schon bekannte Referenzen neu verknüpft werden können. Das gute Gefühl, dass dabei in mir entsteht, wird erzeugt durch die Resonanz oder auch Disonaz von Neuem mit Vertrautem; das ist für mich die eigentlich Wertschöpfung, die Bildung meiner Persönlichkeit (dabei kann das bildende Kunst oder Literatur sein), und die meine innere geistige Ernährung essenziel sichert. Kunst / Bücher / Bildung sind Lebensmittel für diesen Prozess, ich freue mich, dass ich in den Bereichen Grafik-Design, Buchgestaltung und Verlag für Nora Mona Bach wirksam sein durfte. Ich empfinde mich in diesen Prozess als eine Bildhauerin, die wegnimmt, etwas freilegt, was schon vorhanden ist. Dieser Prozess ist mühsam, innere Widerstände, immer wieder die Frage, wieviel noch weg kann. Der Lernprozess der durch die aktive Verknüpfungsarbeit, an diesem speziellen Thema einer Künstlerin / eines Künstlers stattfindet, ist aber immer mit einem Gefühl der „Belohnung“ verbunden, ein Wohlgefühl, wenn z.B. die Typografie ihren (vor)bestimmten Platz gefunden hat, der Punkt, an dem sich das Gefühl einstellt: alles ist am richtigen Platz ist, ein gutes, sättigendes Gefühl. Es ist keine Eitelkeit, aber ich erfreue mich dann an meiner eigenen Gestaltung, weil es in dem gegebene Rahmen: konkret, dem Cover; der Doppelseite; dem Plakat; dem Banner, in den gegebenen Grenzen den richtigen Bezug zum Außen einnimmt. Der Weißraum, der umgebende Raum, ist dabei genauso wichtig wie der Inhalt – das habe ich im Grundstudium an der Burg Giebichenstein gelernt: im Bleisatz; als es um das „Fleisch“ einer Bleiletter ging oder an der HGB im Hauptstudium, als es um das Format des Satzes auf der Doppelseite ging (Walter Nikkels: „Der Raum des Buches“)
Nach der Gestaltung wechselt das „Medium“ die Seiten, vom Gestalten zum Verlegen: als Gestalterin empfinde ich mich wie in einem ZEN-Gärtchen, ich harke immer wieder Linien in den Sand um dann von neuem zu beginnnen. Ist das Buch fertig, ist dieser Prozess beendet. Ab dann lasse ich es los, benutze es als Arbeitsmittel im Verlag, als Lesebuch, als neues Medium, dass durch neue Verknüpfungsmöglichkeiten wirksam wird. Der Prozess ist dann „leiblich“ geworden, um wie ein zeitgenössisches „Museum“ des Moments, die Zeit anzuhalten, der verlegerische Prozess schmiegt sich wie eine Klammer um die Gestaltung: er besteht aus den Elementen der marktwirschftlichen Positionierung und der inhaltlichen Platzierung, die eigentlich auch kuratorisch gedacht ist. Ein Buch ist für mich im philosophischen Sinne ein Satellit auf einer linearen Achse, in die kurz eine Atem-Pause eingeschoben wird, für diesen Moment ist es wahrhaftig auf dem Kreuzungs-Punkt. Danach am besten doppelt so lange „Ausatmen“, „länger als im Alltag gewohnt“ (Franko Yudhistira Loddo), um diesen Moment wirksam werden zu lassen.
Das Buch als Medium ist ein demokratisches Gestaltungsmittel, es ist wirksam als Ort der Erkenntnis, des kulturellen Ausdrucks: es initiiert einen gesellschaftlichen Dialog: Bücher werden zu Resonanzräumen, in denen ostdeutsche Stimmen sichtbar, hörbar und wirksam werden.
Nora Mona Bachs Kunst bietet diese Angebote an verschiedenen Stellen für einen Einstieg, es ist wie ein Band, dass aus vielen glitzernden Fäden geflochten wird. Ich freue mich, dass ich hierbei ein Stück beitragen konnte.
Ab 25.6.2025 besteht die Möglichkeit Arbeiten von Nora Mona Bach in der Landesvertretrung Sachsen-Anhalt in Berlin zu sehen.




















